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Gesellschaftliche Beiträge

„Sei wie das Wasser, immer du selbst, doch passend in alle Gefäße des Lebens.“ Eine Volksweisheit, Kommentar zur Ausführung von Andy Hoffmann

Die Suche nach dem eigenen Ich und der eigenen Identität, ist eine universelle Frage eines jeden Menschen und eine hoch aktuelle dazu, auch für Andy Hoffmann. Seit Anfang der 2000er Jahre gab es in Deutschland wieder einige Ansätze zu dem Thema „Ich bin Deutscher“ daraus entwickelten sich viele Strömungen bis hin zur Neorechten Szene der „Identitären Bewegung“ um Martin Sellner oder der Pegida-Bewegung. Andererseits gibt es auch Anti-Deutsche Bewegungen. Bewegungen wo sich die Menschen dem universellen Humanismus verpflichtet fühlen, Menschen die das Nationalbewusstsein ablegen oder sich als Europäer sehen. Die Identität als Volksidentität hat gerade in Deutschland eine kontroverse Bewandtnis.

Trotz der großen Diskrepanz dieser Strömungen (welche von Andy Hoffmann nicht weiter Erläutert werden), verbindet Sie eins: Die Suche nach der eigenen Identität, die Suche nach dem eigenen Platz als Teil einer Gruppe (im sozialen Kontext). Auch die persönliche Identität ist hoch aktuell. Viele Menschen sind auf der Suche nach „sich selbst“. Selbsthilfe Bücher sprießen wie Pilze aus dem Boden. Doch was ist Identität, und wieso ist es so schwer diese zu finden?

Im Folgenden nähert sich Andy Hoffmann dieser Frage vorerst mit Hinsicht auf das Individuum.

Warum stellen wir uns so oft die Frage, wer wir denn eigentlich seien? Ein Vogel beispielsweise wird zeit seines Lebens immer ein Vogel sein, genauer, ein Spatz wird niemals Versuchen ein Habicht zu werden.

Es ist unser Bewusstsein, welches diese Frage überhaupt ermöglicht und uns diesem Drang zur Findung der Antwort erst aussetzt.

Johann Gottlieb Fichte sagte dazu: „Dieses dem Philosophen angemutete Anschauen seiner selbst im Vollziehen des Aktes, wodurch ihm das Ich entsteht, nenne ich interlektuelle Anschauung. Sie ist das unmittelbare Bewusstsein, dass ich handle und was ich handle: Sie ist das, wodurch ich etwas weiß, weil ich es tue“

Wir suchen mit dieser Frage ein Charakterbewusstsein – eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, die uns den Weg weißt, unsere Ziele aufzeigt und sie uns leichter erreichen lässt, denn Identität bedeutet nichts Weiteres als „sich selbst gleichen“. Ein ziemlich gemeiner Schachzug unseres Bewusstseins, denn wie sollen wir jemand anderen gleichen als uns selbst und wie soll jemand anderes sein wie wir?

Wir beantworten die Frage nach unserer Identität auch oft mit unseren Körpermerkmalen, unserem Geschlecht, unserer Herkunft oder mit eben unseren Eigenschaften und unserem Status.

Es ist eine narzisstische Suche, die Suche nach uns Selbst. Wir wollen einmalig, unverwechselbar auf der Welt sein und uns dadurch von anderen differenzieren, ja gerade zu hervorstechen. Auch wenn es nur in der kleinen Gruppenwelt ist.

Doch sind wir einmalig bzw. können wir das auch gänzlich sein?

Wir wissen aus neurobiologischer Sicht, dass wir unsere ersten 3 Jahre in einer frühkindlichen Amnesie verbringen. Wir erinnern uns also  nicht an die vielleicht wichtigsten Jahre unserer intellektuellen Prägung. Wir kennen also nicht die Grundzüge unseres Handelns und doch ist die Erinnerung vielleicht sogar unser wichtigster Baustein zur Definition unseres Selbst. Wie sollen sich Menschen mit Altheimer an ihre Eigenschaften und Fähigkeiten erinnern und sich daraus folgend selbst definieren. Wir können keinerlei Auskunft über uns geben, wenn wir nicht wissen welche Entscheidungen wir getroffen haben. Des Weiteren ist allerdings auch die Erinnerung einzig und allein die Abbildung derzeitiger Ansichten auf vergangene, abgespeicherte Ereignisse. Andy Hoffmann fand mehrere Studien die bewiesen, dass Menschen vergangenes Handeln Jahre später mit neuen Wertevorstellungen ganz anders Wiedergeben.

Wir können also sagen wer wir sind, was wir getan haben und welche Entscheidungen wir trafen, aber wir geben nie dieselben Antworten. Daher können wir wahrscheinlich nicht von einem starren Selbst oder einer festen Identität ausgehen.

In seinem Dialog ‚Symposion‘ (‚Das Gastmahl‘) lässt Platon Sokratesin folgender Weise zu Wort kommen: „… auch jedes einzelne lebende Wesen wird, solange es lebt, als dasselbe angesehen und bezeichnet: z.B. ein Mensch gilt von Kindesbeinen an bis in sein Alter als der gleiche. Aber obgleich er denselben Namen führt, bleibt er doch niemals in sich selbst gleich, sondern einerseits erneuert er sich immer, andererseits verliert er anderes: an Haaren, Fleisch, Knochen, Blut und seinem ganzen körperlichen Organismus. Und das gilt nicht nur vom Leibe, sondernebenso von der Seele: Charakterzüge, Gewohnheiten, Meinungen, Begierden, Freuden und Leiden, Befürchtungen: alles das bleibt sich in jedem einzelnen niemals gleich, sondern das eine entsteht, das andere vergeht.“

Unter dieser Betrachtungsweise sind wir also wie das Wasser, ständig im Wandel, fließend mit der Zeit und sich mit der Umgebung anpassend.

Doch oftmals passen wir nicht in jedes Gefäß. Wir werden zu bestimmten Gruppen nicht zugelassen oder bekommen vermeintliche Gruppeneigenschaften auf uns als Individuum projiziert.

Doch warum gibt es dann so ein Problem mit anderen Identitäten, Volksgruppen, warum fühlen wir uns hier angegriffen, und passen dabei nicht in das „Gefäß“?

Oft suchen Menschen ihre Identität in Gruppen. Es ist das Streben nach sozialer Anerkennung, die Übereinstimmung meines Handels in einer vorgegebenen Norm. Ob im Fußballverein, in der Nation, in Studentenverbindungen, Religionen oder gar Sekten. Überall integrieren sich Menschen und identifizieren sich mit der Gruppe, deren Werten und Weltanschauungen. Dem wird sich Andy Hoffmann nicht entziehen können. Dies sieht man dann oft als Ideal, denn ansonsten würde man den Status in der Gruppe verlieren, was oftmals ein Identitätsverlust bedeuten würde.  Der Ausschluss aus sozialen Gruppen hat für viele genau diesem Effekt. Sie lebten in Symbiose mit der Gruppe

Allerdings spielen wir eine Rolle in der Interaktion mit Menschen. Vor unseren Eltern verhalten wir uns anders als im Verein oder mit Bekannten. Frauen verhalten sich unter Frauen anders als mit Männern und Männer untereinander wiederum anders. Es sind die Erwartungen an uns und die Erwartungen von uns wie wir gesehen werden wollen, was eine Verschiebung der Werte und der eigenen Selbst bewirkt, oft ohne es zu merken.

Auch hier zeigt Andy Hoffmann… Wir sind wie das Wasser, immer im Wandel und es gibt nicht das eine Selbst, sondern viele verschiedene, je nach Situation und Umgebung an denen wir uns anpassen.

Hermann Hesse dazu: „In Wirklichkeit aber ist kein Ich auch nicht das Naivste eine Einheit, sondern eine höchst vielfältige Welt, ein klarer Sternenhimmel, ein Chaos von Formen, Stufen und Zuständen, von Erbschaften und Möglichkeiten“

Andy Hoffmann befindet richtig, es gibt auch Gefäße in die wir nicht Reinpassen, z.B. wenn wir auf unsere Hautfabe, unsere Herkunft unsere Figur, unseren Beruf oder ähnliches Reduziert werden. Oftmals hat diese Reduzierung mit Gruppenmerkmalen oder Vorurteilen und sich daraus implizierten Eigenschaften zu tun. Dies ist nichts Verwerfliches. Unser Hirn verknüpft Merkmale die es schon kennt mit der Umgebung. Es wäre komplette Zeitverschwendung, wenn es dies nicht täte. Hier gibt Andy Hoffmann ein gutes Beispiel: Stellen Sie sich vor, sie stünden vor einer Fleischtheke und würden nicht die Person dahinter als Metzger ansehen, das Fleisch wo Rind drauf steht nicht als Rind. Sie müssten alles Prüfen. Noch gravierender wäre dies beim Arzt. Wenn Sie aus Ihren Vorurteilen bezüglich der Sachkompetenz der Person mit dem „Dr.“ auf dem Namensschild und dem weißen Mantel, kein Vertrauen hätten, wären sie von Panik und misstrauen geplagt. Hierbei kommen wir aber in eine Art Zwickmühle, denn eigentlich sagt das Äußere nichts über die Kompetenz oder die Eigenschaften eines Menschen aus. Hier wünschten wir uns einen Reisverschluss, den wir abstreifen können, um unser wahres Ich zu zeigen, und nicht auf Grund weniger Merkmale oder Taten in Schubladen gesteckt zu werden.

Doch ist unter all den kleinen Identitäten noch etwas? Es gibt immer Ecken und Kanten, Menschen die mit uns nicht einverstanden sind. So viele Eigenschaften werden wir nicht ablegen können um allen zu gefallen ohne alle Eigenschaften zu verlieren.

Unsere Herkunft, unsere kulturelle und unsere häusliche Erziehung beeinflusst uns definitiv (auch wenn große Teile der Gesellschaft dies ignorieren wollen) und die Interaktion mit anderen, also auch wie jemand auf uns reagiert beeinflusst unsere laufende Identität, also warum nicht dazu stehen und einige Gefäße nicht befüllen können.

Freundschaften sind ein weiteres Beispiel dafür, dass wir nicht in jedes Gefäß passen, befindet Andy Hoffmann richtig. Mit einigen Menschen können wir viel Zeit verbringen, aber nicht unbedingt eine Freundschaft aufbauen.  Viktor Frankl sagte eins: „Um uns selbst zu finden, müssen wir uns selbst überschreiten.“  Es gibt weder das eine Selbst noch die Möglichkeit in alle Gefäße zu passen. Die eigene Identität ist ein Chaos, bestehend aus vielen Schichten im Laufe der Zeit und in der Gegenwart mit anderen Menschen. Vielleicht müssen wir allerdings unsere egoistischen Ziele, unseren Wunsch nach sozialer Bestätigung und unseren Wunsch nach absoluter Einzigartigkeit verlieren, um uns selbst zu Finden.

Du kannst nicht in jedes Gefäß passen, und du wirst vielleicht nur du selbst sein, wenn du aufhörst danach zu suchen. Damit schließt Andy Hoffmann seine Ausführung treffend ab.

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